Ein gelungenes Mentoring beginnt mit einem klaren Ziel und einer guten Vorbereitung – von beiden...
Die Kunst des Zuhörens: Wie Mentor:innen echte Verbindung herstellen
Gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin in Dubai organisierten wir ein Mentoring-Treffen am Strand. Die Idee war, mit allen Sinnen präsent zu sein und wir gingen alle barfuß über den warmen Sand. Das Gespräch, das ich führte, lief ungefähr so ab:
Ich: Hörst Du das?
Mentee: Das Meeresrauschen?
Ich: Ja, das auch. Was hörst Du noch?
Mentee: Die Grillen?
Ich: Ja, das auch. Was noch?
Mentee: Den Wind?
Ich: Ja, das auch. Was noch?
Mentee: Unsere Stimmen?
Ich: Ja, das auch. Was noch?
Mentee: (lange stille und sie hörte richtig hin…) Die Stimmen der anderen, den Sand, wenn wir laufen und ich glaube, da war ganz leise das Horn eines Schiffs zu vernehmen.
Ich: (Horn??? Krass hat die gute Ohren) Schau, um wirklich hinzuhören, müssen wir uns anstrengen, uns Zeit nehmen und wenn wir es richtig gut machen wollen, dann müssen wir die ganzen lauten Dinge wie das Meer, die Grillen und den Wind überhören, um die leiseren Geräusche wahrzunehmen. Das ist richtiges Zuhören.
Das war ein besonderer Moment für sie, wie sie mir später erzählte. Die Kunst des Zuhörens ist von unfassbar entscheidender Bedeutung, um echte Verbindungen herzustellen. Und das gilt für jede zwischenmenschliche Beziehung, ganz besonders als Mentorin. Deswegen habe ich hier meine ABZ-Tipps zusammengetragen, wie Mentoren durch aktives Zuhören eine tiefere Verbindung zu ihren Mentees herstellen können:
- Achte auf Deine Kommunikation:
Ja, ich weiß „immer reden alle von Kommunikation“ und einfach ein Zeichen, wie wichtig es ist, darauf zu achten, dass Du:
- Die richtige Frageart im richtigen Moment wählst. Offene Fragen, um Deine Mentee zu ermutigen, ausführlicher zu sprechen und sich tiefer mit ihren Gedanken auseinanderzusetzen und geschlossene Fragestellungen um Entscheidungen zu fällen.
- Dem Gespräch Substanz gibst, indem Du während der Besprechung in eigenen Worten Inhalte wiedergibst (paraphrasierst) und durch Zusammenfassungen des Gesagten zeigst, dass Du engagiert folgst. Das zeigt Deiner Mentee außerdem, dass Du aktiv zuhörst und Dich darum bemühst, die Botschaft zu verstehen. Für Deine Mentee könnte es außerdem helfen, dass Du die wichtigsten Punkte für ein erneutes Durchdenken der Situation spiegelst.
- Genau beobachtest, wie die Körpersprache und der Gesichtsausdruck Deines Mentees sich verändert.
- Deine Wertschätzung zum Ausdruck bringst, indem Du Dich am Ende des Gesprächs für den offenen Austausch bedankst.
- Bleibe Urteilsfrei
Insbesondere wenn Deine Mentee ein anderer Schlag Mensch ist, dann ist dies wichtig. Das Ziel im Mentoring ist es, eine unterstützende Umgebung zu schaffen, bedeutet, dass Deine Mentee offen sprechen kann, ohne sich darum zu sorgen, wie das Gesagte wohl ankommt. Sicherlich gibt es Momente, wo Dein Ratschlag oder Dein Feedback gefragt sind und um dieses optimal bereitzustellen, hilft es, wenn Du Gehörtes objektiv betrachtest.
- Zeige Präsenz:
Wenn Du mit deinem Mentee sprichst, dann nutze deine Körpersprache, Blickkontakt und dass Du aufmerksam dem Gespräch folgst, indem Du beispielsweise gelegentlich nickst oder zustimmende Mhms von Dir gibst. Reden ist Silber und Schweigen ist Gold – heißt hol Dir Gold und gib Deinem Mentee Raum, um seine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Einige Menschen benötigen Zeit, um sich zu öffnen und seine Gedanken zu teilen. Stille ist dabei für manchen Mentee hilfreich und Geduld von Dir als Mentorin gefordert - vielleicht hilft Dir sogar mein Trick, im Kopf auf 10 zu zählen. Zudem solltest Du darauf achten, Deinen Mentee nicht zu unterbrechen, ja als Frau eher unwahrscheinlich, wenn man Stereotypen traut, denn das signalisiert Interesse und Wertschätzung, für was sie zu sagen hat.
Für mich ist Vertraulichkeit die Essenz von Mentoring, weshalb ich dies nicht als Tipp aufführe, denn ich gehe davon aus, dass es logisch ist, dass man nur ein vertrauenswürdiger Ansprechpartner sein kann, wenn man die Privatsphäre und vertraulichen Informationen des Mentees respektiert.
Die Kunst des Zuhörens erfordert Übung und Geduld, genauso wie die Übung am Strand mit meiner Mentee. Sie wurde mit jedem „was noch“ von mir ungeduldiger und es fiel ihr schwer, sich auf die vermeintliche Stille zu konzentrieren. Exakt solche Momente schaffen Ahas und die oben genannten Tipps sind eine gute Grundlage für tiefere und bedeutsamere Beziehungen im Mentoring, die genau die gleichen Ahas hervorrufen werden. Sei wie das Säbelzahn-Eichhörnchen aus Ice Age fokussiert und konzentriert auf die Nuss… äh… Deine Mentee!